Jahreshauptversammlung

Kollegium der Bauunternehmer hat einen neuen Präsidenten

Mittwoch, 30. Mai 2018 | 17:27 Uhr

Bozen – Heute wurden bei der Jahreshauptversammlung des Kollegiums der Bauunternehmer im MEC Center Südtirol in Bozen der neue Präsident sowie der neue Vizepräsident gewählt: Michael Auer (Erdbau GmbH) und Robert Kargruber (Kargruber-Stoll GmbH).

Nach der Matura absolvierte Michael Auer den zweijährigen Universitätslehrgang „Experten der Bauwirtschaft“ und sammelte darauffolgend Berufserfahrung in Österreich in verschiedenen Planungsbüros im Bereich Ausschreibungen und Bauaufsicht.

Anschließend betrieb er Forschung an der Universität von New South Wales (Australien) im Bereich Wiederverwertung von Betongranulat. 2005 legt er erfolgreich die Staatsprüfung zur Ausübung der freiberuflichen Tätigkeit als „Perito Industriale“ ab.

Seit 2005 ist er im Familienbetrieb Erdbau GmbH tätig und dabei verantwortlich für die Angebotserstellung, Bauleitung, Nachkalkulation und das Abfallwesen. Seit 2013 ist er zudem gesetzlicher Vertreter des Familienbetriebes. Seit 2017 ist er Vizepräsident des Kollegiums der Bauunternehmer.

Robert Kargruber absolvierte bereits während der Studienjahre Sommerpraktika im elterlichen Baubetrieb. Nach der Matura legte er erfolgreich die Staatsprüfung als Geometer ab und war bis 2007 Freiberufler. Seit 1985 arbeitet er im elterlichen Baubetrieb mit.

Im Jahr 1989 gründete er die Kargruber Josef & CO KG und stieg in den Betrieb in verantwortlicher Position ein. Im Jahr 1999 übernahm er den elterlichen Baubetrieb und gründete die KargruberStoll GmbH im Jahr 2002 durch den Zusammenschluss der Einzelfirmen Kargruber Josef KG und Stoll Johann.

2006 übernahm er einen Zimmereibetrieb und gründete die Kargruber-Stoll Holzbau. Seit 2015 ist er Bezirksvertreter des Pustertals im Kollegium der Bauunternehmer.

Das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe sei positiv, verwies Präsident Michael Auer in seiner Rede. 93 Prozent der Wirtschaftstreibenden im Bausektor gehen heuer von einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis aus. Diese Daten hatte vor einigen Wochen das Wirtschaftsforschungsinstitut der Handelskammer präsentiert. Nach schwierigen Jahren gehe es nun im Baugewerbe wieder aufwärts. Diesen Trend müsse man nutzen, um sich für jene Herausforderungen zu rüsten, die in den kommenden Jahren anstehen, erklärte Auer.

„Industrie 4.0 ist nicht nur ein Modewort, nein, es steht für eine neue Ära, ähnlich wie die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert. Gemeint ist damit vor allem die zunehmende Digitalisierung in allen Bereichen – auch in der Bauwirtschaft, die ja eigentlich seit jeher sehr traditionell geprägt ist“, betonte der Präsident. In den kommenden Jahren wird etwa die Art und Weise, wie Bauelemente eingesetzt werden, mit BIM – dem Building Information Modeling – revolutioniert. Ab 2020 oder spätestens ab 2021 müssen alle großen Ausschreibungen nach diesem System erfolgen. Ein Fenster etwa, wird dann einen digitalen Code erhalten, der alle bauwerksrelevanten Daten wie Gewicht, Preis, usw. enthält. Bereits in der Planung eines Haues kann somit fast der exakte Kostenumfang errechnet werden. Allerdings müsse sich viele Betriebe auf das neue System erst umstellen.

Dazu kommen nach die CAM – die ökologischen Mindestumweltkritierien -, die von einer EU-Richtlinie vorgeschrieben werden. Das bedeutet etwa, dass bei der Errichtung eines Bauwerks ein Mindestmaß an recycelten Stoffen verwendet werden muss.

Ein Thema, das das Kollegium der Bauunternehmer in den vergangenen Jahren stark beschäftigt hat, war das neue Landesgesetz „Raum und Landschaft“. „Erklärtes Ziel war es, ein lesbares, leicht anwendbares, möglichst kurzes Gesetz zu verabschieden. Der von der Landesregierung genehmigte Gesetzesentwurf umfasste insgesamt 106 Artikel auf 110 Seiten. Dazu kommen noch die zahlreichen Durchführungsbestimmungen, auf die verwiesen wird, sowie diverse Anlagen und Anhänge“, erklärte Auer.

Für leistbares Wohnen und einen funktionierenden Mietmarkt habe sich das Kollegium ebenfalls eingesetzt und auch ein neues Konzept für den Wohnbau in Südtirol entwickelt. „Dieses durften wir Vertretern der Politik, der Verbände und der Gesellschaft vorstellen und uns dabei als konstruktiver Gesprächspartner profilieren. Wir haben Gehör gefunden, einige Ansätze wurden übernommen. Doch leider funktioniert unser Konzept nur als Ganzes, weshalb wir skeptisch sind, ob das Gesetz den gewünschten Erfolg bringt“, betonte Auer.

Auch auf öffentliche Ausschreibungen und das Vergabegesetz ging der Präsident ein. „Vor zwei Jahren wurde das staatliche Vergabegesetz genehmigt. Wir sind froh, dass es gelungen ist, ein Landesvergabegesetz zu verabschieden, das auf die lokalen Begebenheiten eingeht. Dies ermöglicht es unseren Betrieben, bei öffentlichen Aufträgen weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Auer.

Allerdings hätten sich in den vergangenen Monaten auch einige Probleme gezeigt. „Einige Vergabestellen haben nun begonnen, den Art. 97 des staatlichen Vergabegesetzes anzuwenden. Dieser Artikel sieht vor, dass im Zuge der Angebotseröffnung per Los aus fünf verschiedenen Berechnungsmethoden für den Zuschlag gezogen wird. Unternehmen, die daran teilnehmen, können – ähnlich wie beim Roulette – mit ihrem Angebot auf Schwarz oder Rot setzen, denn niemand weiß, nach welchem Kriterium der Zuschlag erfolgt. Unserem Verband war es immer ein Anliegen, dass die Qualität bei den Ausschreibungen die Hauptrolle spielt. Durch eine Lotterie wird diesem Prinzip nicht Rolle getragen“, erklärte Auer.

Ein weiterer kritischer Punkt, der aus dem Staatsgesetz übernommen wurde, jedoch in kleinen Wirtschaftsstrukturen fatale Folgen habe, sei die Subvergabe an andere Teilnehmer derselben Ausschreibung. „Diese Regelung zwingt uns Unternehmen sehr gut abzuwägen, ob wir uns an einer Ausschreibung beteiligen. Denn tun wir dies und gewinnen die Ausschreibung nicht, kann z.B. ein Unternehmen mit einem Asphaltwerk, das in unmittelbarer Nähe zur Baustelle ist, später nicht für den Gewinner der Ausschreibung arbeiten. Spezialisierte Unternehmen werden somit praktisch davon abgehalten, sich an komplexen Ausschreibungen mit mehreren Gewerken in Form einer Bietergemeinschaft zu beteiligen. In Südtirol gibt es viele kleine Betriebe, die in ihrem Bereich Spitze sind. Diese Vielfalt gilt es zu erhalten. Wir erwarten uns daher mutige Schritte – so, wie es z.B. die Provinz Trient gemacht hat“, betonte Auer.

Wie es in Zukunft mit der Bauwirtschaft weitergeht, bleibt offen. Dass der derzeitige Boom anhält, damit rechnen die wenigsten Bauunternehmer. Vorteile könnten für jene Unternehmen herausschauen, die sich bereits jetzt eher auf das Sanieren als auf den Neubau spezialisiert haben.

Von: mk

Bezirk: Bozen