Von: ka
Bozen – Stolz präsentierte der HGV die in seinem Auftrag durchgeführte repräsentative Befragung zur Einstellung der Südtiroler Bevölkerung zum Tourismus und dessen Chancen und Herausforderungen in den nächsten Jahren. Die Zahlen können sich zu Recht sehen lassen. Die Südtiroler sehen in ihrer übergroßen Mehrheit den Tourismus als sehr wichtig an und schreiben dem Fremdenverkehr viele positive Entwicklungen zu. Dem kann man nur zustimmen. Es ist vor allem dem Tourismus zu verdanken, dass die Abwanderung aus den Tälern verhindert und neue Verdienstmöglichkeiten geschafft werden konnten.
Alles eitel Sonnenschein also? Nein. Gerade die Aussage, dass 59 Prozent der Befragten es als voll zutreffend ansehen, dass der Tourismus Auswirkung auf die steigenden Lebenshaltungskosten hat, sollte dem HGV zu denken geben. Zwei Dinge trüben das Bild. Zum einen halten Löhne und Gehälter der Angestellten – und da ist das Tourismusgewerbe keine Ausnahme – mit den Lebenshaltungskosten nicht Schritt und zum anderen schießen die Kosten für Miete und Eigentum von Wohnraum durch die Decke.
Ein Blick über den Tellerrand nach Barcelona, Venedig oder anderen touristischen Ballungsräumen wie Mallorca zeigt, welche negativen Entwicklungen in Südtirol unbedingt verhindert werden müssen. In Städten wie Barcelona schmälern Buchungsplattformen wie Airbnb das Wohnungsangebot für Einheimische, was bereits heute zwischen Stadtbewohnern und Touristen einen tiefen Keil treibt. Mallorca sieht sich genauso wie andere iberische Urlaubsorte gezwungen, die Onlinevermietung von Privatunterkünften, die dann dem Mietmarkt fehlen, massiv einzuschränken oder gar ganz zu verbieten. Südtirol wird vermutlich schon bald zu ähnlichen Maßnahmen greifen müssen, ist ja Airbnb auch auf dem heimischen Markt präsent. Die andere Baustelle sind die Gehälter. Die, die als Angestellte im Tourismus arbeiten, müssen stärker am touristischen Erfolg des Landes beteiligt werden. Dies wäre über ein Landeszusatztarifabkommen leicht umsetzbar.
Aus Sicht des HGV wären die Kosten gering. Es braucht nicht viel. Härte gegenüber den Online-Buchungsplattformen, mehr Einkommen für die Angestellten und das Land, das das nötige gesetzliche Umfeld für preiswerten Wohnraum und Zusatzabkommen schafft.
Niemand profitiert von einem guten Auskommen zwischen Einheimischen und Urlaubern so sehr wie die Tourismustreibenden selbst.