Von: mk
Bozen – Sommer 2021: Die Italienerinnen und Italiener reisen wieder ins Ausland, die Urlaubsorte in Italien werden stark gebucht und der alpine Raum gewinnt klar in der Urlaubergunst. Die Umfrage von Prof. Linda Osti (unibz) und Prof. Marco Alderighi (Universität des Aostatals) – durchgeführt zwischen Ende Mai und Anfang Juni – zeigt wesentliche Trends auf.
Basierend auf einer Stichprobe von 1.500 Telefoninterviews, durchgeführt in der Bevölkerungsgruppe der 18- bis 75-Jährigen in den Regionen Norditaliens, ergibt sich im Vergleich zum vergangenen Sommer ein spannendes Bild: die Anzahl der Urlauber in den Badeorten wird ansteigen, die Italienerinnen und Italiener reisen sehr gerne im eigenen Land, aber auch wieder vermehrt ins Ausland und auch ein Anstieg von Touristinnen und Touristen in den Berggebieten zeichnet sich ab.
„Neu ist, dass sich die sich die Reisezeit relativ gleichwertig zwischen den Monaten Juli und August verteilt. Es liegen uns zwar keine spezifischen Daten zu den Gründen der Wahl des Reisemonats vor, doch stellen wir die Hypothese auf, dass die Tourist*innen sich wegen der Pandemie ganz klar einen Urlaub mit weniger Gedränge wünschen”, erklärt Prof. Linda Osti, Dozentin für Internationales Tourismusmanagement an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften (Campus Bruneck) mit Blick auf die aktuellen Buchungen.
Die Umfrage identifiziert weiters zwei Verhaltensweisen bei der Buchungsentscheidung: Diejenigen, die bereits gebucht haben, machen Gebrauch von der kostenlosen Stornierung mit oder ohne Aufpreis (71,6 bzw. 9,3 Prozent), während jene, die noch nicht gebucht haben, weit weniger an dieser Option interessiert sind (“mit Aufpreis” 37,9 Prozent und “ohne Aufpreis” 23,2 Prozent). Dies deutet auf eine Zuversicht der Italienerinnen und Italiener hin, was ihre Urlaubspläne für die kommenden Monate angeht.
„Die Badeorte werden einen Teil der Touristen anziehen, die im vergangenen Jahr in die Berge gefahren sind”, so Prof. Marco Alderighi, Direktor der Fakultät für Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der Universität des Aostatals. „Dennoch zeichnet sich eine Zunahme der Buchungen im Aostatal ab, noch übertroffen von den Ankünften in Südtirol und im Trentino.”
„Die Daten zeigen weiters, dass der Trend zu längeren Aufenthalten anhält, die nähere Umgebung stark gefragt ist und sich für die Beherbergungsbetriebe höhere Gewinne als im vergangenen Sommer abzeichnen“, fährt Professor Alderighi fort.
Betrachtet man die Art des Aufenthalts, so sollte der Anteil an Hotelaufenthalten (von 23,6Prozent im Jahr 2020 auf 29,5Prozent im Jahr 2021) ansteigen, ebenso jener in Ferienwohnungen/-häusern (von 20,5Prozent auf 22,7 Prozent) deutlich steigen, hingegen bleibt jener in Bed-and-Breakfast-Strukturen fast gleich (16,9 Prozent gegenüber 16,8 Prozent). Sinken sollte die Nutzung von Zweitwohnungen (von 17,9 Prozent auf 12,7 Prozent).
Prof. Linda Osti unterstreicht, wie sehr die Pandemie die Gründe für eine Reise verändert hat. Sah man früher einen Urlaub als Chance für einen Tapeten- und Klimawechsel, so rückt jetzt die psycho-physische Gesundheit in den Vordergrund. „Bereits in den Jahren vor Corona ab es einen Trend hin zum Urlaub als eine Zeit der Revitalisierung von Körper, Geist und Seele“, sagt Osti. „Jetzt scheint diese ‘heilende’ Rolle einer der Hauptgründe für Reisen zu sein. Und genau an diesem Punkt gewinnen die Berge gegenüber dem Meer.” In der Tat verglich die Studie das Meer mit den Bergen und unterstreicht, dass das Meer mit einem Ort für entspannende Aktivitäten für die ganze Familie assoziiert wird, während die Berge als Ort der Entspannung und der Revitalisierung von Körper und Geist empfunden werden.
Nach mehr als einem Jahr seit dem ersten Lockdown und der Bereitschaft vieler zur Telearbeit, untersuchte die Studie auch die Wahrnehmung der Italiener in Bezug auf neue Technologien. Während auf der einen Seite den neuen Technologien eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Covid-19-Ansteckung im Urlaub zugeschrieben wird (56 Prozent stimmen dem zu), möchte man die neuen Technologien eine Zeitlang gar nicht nutzen, um einfach „abzuschalten” (49 Prozent). Der menschliche Kontakt wird im Urlaub klar vorgezogen.
Der Sommer 2021 bringt dem Gastgewerbe nach den vielen Schließungen der letzten 15 Monate etwas Erholung. Die Berge gewinnen an Attraktivität und können gegenüber den Stränden an Beliebtheit gegenüber der Zeit vor Covid der Fall. Im Sommer bleiben die Strände aber das beliebteste Sommerziel der Italiener*innen. Osti schlussfolgert: „Die Daten deuten eindeutig darauf hin, dass wir uns wieder in Richtung Normalität bewegen. Die Volumina werden deutlich wachsen. Das Vertrauen in das Reisen kehrt generell zurück, es bleiben allerdings noch Bedenken hinsichtlich der Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel. In den meisten Fällen werden Reiseziele in der näheren Umgebung gewählt, aber langsam ist eine Rückkehr zu ferneren Destinationen erkennbar. Es sind nur noch wenige, die aus Angst vor einer Ansteckung auf den Urlaub verzichten.”