Mann riskiert zwölf Jahre Haft

Coronavirus: Schweigender Patient infiziert gesamtes OP-Team

Mittwoch, 18. März 2020 | 07:05 Uhr

Aosta – Ein gesamtes OP-Team, bestehend aus einem Chirurgen, einem Anästhesisten und einem Krankenpfleger, wurde in Aosta Opfer eines in Zeiten der grassierenden Coronavirusepidemie geradezu kriminellen Verhaltens eines Patienten. Aus Angst, seinen Operationstermin zu verlieren – er sollte sich einer Rhinoseptoplastik, einer Operation an der Nase, unterziehen – verschwieg ein Mann den behandelnden Ärzten eindeutige, auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus hinweisende Symptome. Als dem Anästhesisten die erhöhte Körpertemperatur auffiel, war es bereits zu spät. Der verantwortungslose Mann hatte bereits den Anästhesisten selbst, den Chirurgen und den Krankenpfleger mit dem Virus infiziert. Die Staatsanwaltschaft von Aosta eröffnete gegen den Mann ein strafrechtliches Verfahren wegen fahrlässiger Verbreitung einer Epidemie. Im Falle einer Verurteilung riskiert der Täter eine Haftstrafe von bis zu zwölf Jahren.

 

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Der unglaubliche Vorfall geschah Mitte der letzten Woche im Krankenhaus „Parini“ von Aosta. Der Mann, der sich einer Nasenoperation unterziehen sollte, hatte in einem Tourismusort im unteren Aostatal gearbeitet, wo er mit vielen Touristen aus der Lombardei in Kontakt gekommen war. Bereits seit mehreren Tagen litt er an einem leichten Husten und an einem Brennen der Augen. Da er befürchtete, seinen geplanten Operationstermin zu verlieren, zog der Mann es vor, die behandelnden Ärzte seine auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus hinweisende Symptome zu verschweigen. Besonders tragisch war, dass sich der Mann einer sogenannten Rhinoseptoplastik – es handelt sich dabei um einen teilweise ästhetischen und teilweise therapeutischen, die Nasenscheidewand korrigierenden Eingriff an der Nase – unterziehen sollte, bei der es sich um eine absolut nicht dringende und ohne Weiteres verschiebbare Operation handelte.

 

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Erst im Vorraum des Operationssaales fiel dem zuständigen Anästhesisten die verdächtig erhöhte Körpertemperatur des Mannes auf. In der Folge wurde die Operation abgesagt und dem Patienten ein Abstrich abgenommen. Wenig überraschend wurde der Mann positiv auf Covid-19 getestet. Der Patient wurde aus dem Krankenhaus entlassen und in die häusliche Quarantäne überstellt. Aber da war es bereits zu spät. Der verantwortungslose Mann hatte bereits das gesamte OP-Team – den Anästhesisten selbst, den Chirurgen und den Krankenpfleger – mit dem Virus infiziert.

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Für ihn kommt es nun aber knüppeldick. Gegen den Mann, der durch sein geradezu kriminelles Verschweigen seiner Symptome das ganze OP-Team mit dem Coronavirus angesteckt hatte, wurde vonseiten der Staatsanwaltschaft von Aosta ein strafrechtliches Verfahren wegen fahrlässiger Verbreitung einer Epidemie eröffnet. Dabei handelt es sich gerade in Coronavirus-Zeiten um kein Kavaliersdelikt. Im Falle einer Verurteilung riskiert der Täter eine Haftstrafe von bis zu zwölf Jahren.

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Der tragische Vorfall ist auch eine Lehre für alle, die über Symptome wie trockenes Husten, Halsschmerzen und Fieber, die auch auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus zurückzuführen sein könnten, klagen. Der eindringliche Rat des Südtiroler Sanitätsbetriebs ist, zu Hause zu bleiben und umgehend den eigenen Hausarzt zu verständigen.

APS_Coronavirus_11-03-de

 

Von: ka

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