Von: Ivd
Porto Cervo – Der tragische Unfall, bei dem am Dienstag die 24-jährige Gaia Costa auf einem Fußgängerstreifen in der Via Aga Khan von einem SUV erfasst und tödlich verletzt wurde, hat nicht nur auf Sardinien tiefe Spuren hinterlassen. Während die Ermittlungen weiter der Frage nachgehen, ob die Unfallverursacherin Vivian Spohr, Ehefrau des Lufthansa-Vorstandschefs Carsten Spohr, während des Unfalls durch ihr Handy abgelenkt war, richtet sich der Blick nun auf die junge Frau selbst. Wer war sie, wofür stand sie und wie hat sie gelebt.
Gaia Costa arbeitete in diesem Sommer als Babysitterin in Porto Cervo. Jene wenigen Schritte, die sie noch vom Gartentor der Ferienresidenz trennten, wurden ihr zum Verhängnis. Als sie von dem BMW-SUV erfasst wurde, wurde sie in die Luft geschleudert, schlug auf dem Asphalt auf und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Obwohl die Rettung schnell eintraf, überlebte sie nicht.
Die 24-Jährige stammte aus Tempio Pausania. Ihr Vater Alfredo Costa ist ein bekannter Gewerkschafter der CISL in der Region Gallura, ihre Mutter stammt aus Cagliari. Gaia selbst bewegte sich zwischen beiden Welten: zwischen Nord und Süd, zwischen Studium, Jobs und ihrer Leidenschaft für das Leben. Freunde nannten sie zärtlich „Costina“, eine Anspielung auf ihre zierliche Statur und ihren besonderen Charme.
Zugehörigkeit zu sardischer Volksgruppe
In Cagliari war sie Teil der folkloristischen Gruppe „Quartiere Villanova“, wo sie regelmäßig auftrat und die sardische Kultur lebendig hielt. Die folkloristische Gruppe „Quartiere Villanova“ aus Cagliari bewahrt sardische Traditionen durch Musik, Tanz und Tracht. Sie versteht sich als kulturelle Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und vermittelt regionale Identität mit Stolz und Hingabe.
Gaia gehörte zu jenem Jahrgang, der seine Matura mitten in der Pandemie machte. Sie habe „Verbindungen geschaffen, Licht gespendet“ – so beschrieb sie ihre Französischlehrerin in einem bewegenden Beitrag auf Facebook. Sie erinnert sich an die „Neugier in ihren Augen“, an eine Schülerin, die sich „auch in schweren Zeiten nicht beugen ließ“, die sich mit „Stolz und Sanftmut“ durch die Schulzeit kämpfte.
Lufthansa-Frau außer Landes
Unterdessen konzentrieren sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Tempio Pausania weiterhin auf den genauen Ablauf des Unfalls. Zahlreiche Überwachungskameras entlang der Via Aga Khan zeichnen ein minutiöses Bild der letzten Sekunden. Demnach hatte ein Fußgängergruppe bereits die Straße überquert. Die BMW X5 mit Vivian Spohr am Steuer hielt zunächst an, fuhr dann aber offenbar wieder an, genau in dem Moment, als Gaia den Zebrastreifen betrat.
Gegen Vivian Alexandra Spohr, Ehefrau des Lufthansa-Chefs Carsten Spohr, wird weiterhin wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr ermittelt. Sie befindet sich inzwischen wieder in Deutschland. Ihre Anwälte betonen, sie stehe der Justiz weiterhin zur Verfügung.
Familie bittet um Respekt
Für Gaias Familie und Freunde steht der Verlust ihrer Tochter, Schwester, Freundin im Vordergrund. In einer ersten Stellungnahme bittet die Familie um Respekt für die Erinnerung an Gaia und darum, die Trauer nicht weiter durch öffentliche Spekulationen zu belasten.
Ein letzter Instagram-Post von Gaia zeigt sie auf einem Boot, das sanft durchs Meer gleitet. Der Tag war sonnig, sie lachte. Wenige Stunden später war alles anders. Zurück bleiben Erinnerungen und die Hoffnung, dass ihr Name nicht nur mit einem tragischen Unfall verbunden bleibt, sondern auch mit dem Licht, das sie so vielen gegeben hat.
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