Carabinieri decken unglaublichen Fall von Ausbeutung auf – VIDEO

Schamlos: Hirte bekommt nur 1,80 Euro die Stunde

Dienstag, 20. August 2019 | 07:07 Uhr

Casamassima – Zwei Tage nachdem die Carabinieri von Bari einen unglaublichen Fall von Ausbeutung aufgedeckt hatten – SüdtirolNews berichtete – gelangten neue erschütternde Details an die Öffentlichkeit. Ein 24-jähriger Mann aus Bangladesch wurde von einem Bauern gezwungen, für nur 1,80 Euro die Stunde von frühmorgens bis spätabends als Hirte zu arbeiten und in einem heruntergekommenen, aus alten Lkw-Kabinen zusammengezimmerten Behausung zu wohnen. Während der junge Mann aus seiner misslichen Lage befreit wurde, wurde der 46-jährige Inhaber eines Schafzuchtbetriebes wegen Ausbeutung und Begünstigung der illegalen Einwanderung festgenommen.

Es war ein wahrer Albtraum von Arbeits- und Lohnbedingungen, zu denen ein 24-Jähriger aus Bangladesch gezwungen war, zu arbeiten. Der Arbeitstag des Mannes, der weder einen festen Wohnsitz, noch eine gültige Aufenthaltsgenehmigung besitzt, begann am frühen Morgen bei den ersten Lichtstrahlen und endete erst am späten Abend. Der 24-Jährige musste meistens elf Stunden am Tag arbeiten, einige Male waren es aber auch mehr. Sein „Arbeitgeber“ – der 46-jährige, vorbestrafte Inhaber eines Schafzuchtbetriebes in Casamassima bei Bari in Apulien, De Frenza Domenico – kannte die Not des jungen Ausländers und wusste dies bestens zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen. Der 46-Jährige, der seinem Angestellten Ferien oder auch nur einen freien Tag verweigerte, ließ dem 24-Jährigen für seine harte Arbeit als Hirte nur einen Hungerlohn von 1,80 die Stunde zukommen. Für die gleiche Arbeit – Melken der Tiere, Beaufsichtigung der Schafe auf der Weide und Säuberung der Tiere und der Ställe – sieht hingegen der gültige Kollektivvertrag das Sechsfache – einen Stundenlohn von mindestens zehn Euro – vor. Unnötig hinzuzufügen, dass der 24-Jährige weder eine entsprechende Ausbildung noch die vom Gesetz vorgesehene medizinische Betreuung genossen hatte.

Aber das war noch nicht alles. Der 24-Jährige war in einem heruntergekommenen, aus alten Lkw-Kabinen zusammengezimmerten Behausung untergebracht. Als „Herd“ diente ihm ein einfacher Kocher, der an einer Gasflasche hing. Eine Möglichkeit sich zu waschen, gab es an diesem Ort keine. Seine Notdurft musste der junge Mann aus Bangladesch über einer mit Wasser gefüllten Grube, aus der auch die Tiere tranken, verrichten. Trotz dieser unglaublichen, an Sklavenarbeit erinnernden Arbeits- und Lebensbedingungen gelang es dem Mann, seiner Familie in seiner Heimat regelmäßig Geld zu schicken.

Carabinieri Bari

Der 24-jährige Mann aus Bangladesch fiel den Carabinieri von Bari, die eine Aktion gegen die im Süden grassierende, „Caporalato“ genannte Sklavenarbeit in der Landwirtschaft durchführten, auf, wie er frühmorgens von einem Hof kommend eine Schafherde auf die Weide trieb und erst spätabends mit ihr zum Stall zurückkehrte. Als die Carabinieribeamten den Hof näher in Augenschein nahmen, förderten sie diese menschenunwürdigen Zustände zutage. Während der junge Mann aus seiner misslichen Lage befreit wurde, wurde De Frenza Domenico wegen einer ganzen Reihe von Straftaten – darunter Ausbeutung, Begünstigung der illegalen Einwanderung und „schwarze“ Anstellung eines untergeordneten Arbeiters – festgenommen und in den Hausarrest überstellt. Zudem wurde der Betrieb beschlagnahmt und geschlossen sowie dem Inhaber eine harte Verwaltungsstrafe von 60.000 Euro ausgestellt.

Der unglaubliche Fall von Ausbeutung auf einem Schafhof in Casamassima bei Bari fügt sich einer langen Reihe von ähnlichen Fällen im Süditalien hinzu, bei denen sich illegal im Land aufhaltende Migranten und Flüchtlinge von Bauern dazu gezwungen wurden, unter menschenunwürdigen Lohn- und Arbeitsbedingungen zu arbeiten. Wie kann der Teufelskreis aus Illegalität und Ausbeutung durchbrochen werden, fragen sich viele Italiener.

Von: ka