Fünf Mitschüler nicht geimpft: Achtjähriger Matteo muss zu Hause bleiben

Skandal: Immungeschwächter Bub kann wegen Impfgegner nicht in die Schule

Sonntag, 24. Februar 2019 | 08:08 Uhr

Rom – Der Fall eines achtjährigen römischen Buben, der nach einer überstandenen Leukämie nicht die Schule besuchen kann, sorgt italienweit für Aufsehen. Der Achtjährige, der aufgrund seiner Leukämieerkrankung und der folgenden Chemotherapie immungeschwächt ist, kann wegen mehrerer Mitschüler, deren Eltern Impfgegner sind, nicht die Schule besuchen. Eine Ansteckung mit einer Kinderkrankheit wie die Masern, würde für den Buben mit großer Wahrscheinlichkeit den Tod bedeuten.

Dem achtjährigen Matteo – so berichtet die Onlineausgabe des Corriere della Sera – ist es zwar gelungen, seine schwere Krankheit, aber nicht die Ignoranz und Gleichgültigkeit der Eltern einiger Mitschüler zu besiegen. Matteos Problem ist, dass sich in seiner zweiten Klasse einer römischen Volksschule fünf nicht geimpfte Mitschüler befinden. Aufgrund seiner gerade erst überstandenen Krankheit und der noch immer fortwährenden Chemotherapie ist die Immunabwehr des Buben sehr geschwächt, was bedeutet, dass er selbst keine Impfung empfangen kann, während gleichzeitig jede ansteckende Kinderkrankheit für ihn auch den Tod bedeuten könnte. Aber er und besonders seine Mutter Sara wollen nicht aufgeben. Nachdem sie und ihr Mann im Krankenhaus viele Monate an der Seite ihres Sohns verbracht haben, wollen sie nun das Recht ihres Sohnes auf den Schulbesuch gewahrt wissen.

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Der Albtraum der Eltern von Matteo begann am 27. April 2018. Nachdem Matteo über mehrere Wochen hinweg sich am Morgen übergeben hatte, dachte Sara im ersten Moment an eine Laktoseintoleranz. Als sich aber die Lymphknoten des Kindes vergrößerten und das Gesicht des Achtjährigen eine ungesunde Farbe annahm, suchten seine Eltern den Arzt auf. Die Diagnose – Lymphoblastische Leukämie vom Typ B – traf die Eltern wie ein Schlag. Es folgte eine über Monate hinweg andauernde Odyssee. Zuerst wurde Matteo in das Kinderkrankenhaus Bambino Gesù von Rom eingewiesen, wo er sofort einer Chemotherapie unterzogen wurde. Nach langen Wochen konnte der Achtjährige wieder die Klinik verlassen. Er musste für Visiten, die Therapie und für kurze stationäre Aufnahmen aber immer wieder in das Kinderkrankenhaus zurückkehren. Die Bemühungen der Ärzte, der Eltern und des Buben waren am Ende von Erfolg gekrönt. Langsam besserte sich der Gesundheitszustand von Matteo. Am 6. Februar teilten die behandelnden Ärzte den Eltern mit, dass Matteo auch wieder in die Schule zurückkehren könne.

Sara hatte bereits im November letzten Jahres Kontakt mit der Schule aufgenommen und die Verantwortlichen über die Lage und die Bedürfnisse ihres Sohnes aufgeklärt. Nachdem sie aber immer nur ausweichende Antworten erhalten hatte, kam im Februar heraus, dass an Matteo’s Schule von 104 Kindern 24 nicht geimpft worden waren. Allein in der zweiten Klasse des Achtjährigen befanden sich fünf Kinder von Impfgegnern. Sara appellierte an die Eltern der fünf Mitschüler, ihre Kinder doch endlich impfen zu lassen. Drei der fünf Eltern versprachen der Mutter von Matteo, der Impfpflicht nachzukommen, aber zwei Mütter bezeichneten sich als Impfgegnerinnen und warfen Sara vor, dass sie ihre Privatsphäre verletzte. Der Anwalt der Eltern von Matteo – Gianpiero Scardone – traf sich mit der Direktorin der Volksschule. Der Anwalt übergab ihr ein Abmahnungsschreiben, dass die Schule, um den Heilungsprozess des Achtjährigen zu fördern, dazu verpflichtet sei, für Matteos Rückkehr in den Unterricht ein geschütztes Ambiente zu schaffen.

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Sara lässt nicht locker. Am 10. März endet für die Impfgegner unter den Eltern ein letzter Aufschub der Region Latium, den Impfstatus ihrer Kinder in Ordnung zu bringen. Sara will noch bis dahin abwarten und dann den Kampf erneut aufnehmen. Derzeit wird Matteo für einige Stunden in der Woche von einer Lehrerin, die sich liebevoll um den Jungen kümmert, zu Hause unterrichtet.

Schützenhilfe erhalten Matteos Eltern von dem bekannten Arzt und Impfbefürworter Roberto Burioni, der schon vor Jahren den Kampf gegen die Impfgegner, die er für „Ignoranten und Egoisten“ hält, aufgenommen hat.

Besonders hart geht Roberto Burioni mit jenen Impfgegnern ins Gericht, die auf einem Plakat den Ausschluss vom Unterricht von nicht geimpften Kindern mit dem Holocaust verglichen haben.

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Von: ka