Grüne fordern Kurswechsel

„Tourismusjahr am Höhepunkt, aber auch die Belastung“

Mittwoch, 16. August 2017 | 11:12 Uhr

Bozen – Touristiker äußern allseits hohe Zufriedenheit über die blendend verlaufende Sommersaison, die das bereits hohe Niveau von 2016 nochmals um einige Prozentpunkte toppen dürfte. Die Gründe liegen auf der Hand: der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland und nun auch in Italien – vor allem im Norden –, blendendes Wetter, Angst vor Terror und das qualifizierte Angebot Südtirols sorgen im Sommer und ganzjährig für neue Rekordwerte mit an 33 Millionen Nächtigungen.

„Für die Erträge der Unternehmen, die Beschäftigungslage und die Konjunktur der tourismusnahen Branchen sind dies beste Vorzeichen, anders hingegen für viele Einheimische, für Landschaft, Umwelt und Mobilität“, erklären die Landtagsabgeordneten der Südtiroler Grünen, Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba und Brigitte Foppa.

Auch wer dem Tourismus grundsätzlich wohl gesinnt sei, frage nachdrücklich, wie die Massenpräsenz und der Verkehrshorror eingedämmt werden können. Der Andrang in manchen Tourismusorten, die Überflutung von Attraktionen wie der Pässe oder des hart geprüften Pragser Tales und die anhaltende Verkehrslawine seien nicht nur auf den August beschränkt, sondern würden auch zu anderen Jahreszeiten immer häufiger wiederkehren.

„Die Gründe des Wachstums liegen nicht allein in äußeren Rahmenbedingungen von Konjunktur und höherer Sicherheit, sondern auch im zunehmenden Überangebot an Betten und Hotels. Zahlreiche Neueröffnungen erzeugen landesweit neben der Strukturverbesserung bestehender Betriebe einen Bettenbestand, der die im Raumordnungsgesetz angepeilte Obergrenze von 229.000 bereits überschritten haben dürfte. Sogar bei manchen Touristikern wachsen Zweifel, ob ein Moratorium nicht längst überfällig wäre“, erklären die Grünen.

Die bisherigen Jahresergebnisse und die absehbaren Rekordresultate von 2017 sollten laut den Grünen der Landesregierung und den Verbandsspitzen Anlass bieten, um über die Entwicklung ernsthaft nachzudenken: Ein „Weiter so“ verbiete sich, aus Gründen der Raumordnung, der Ökologie, des Klimas und der Lebensqualität vieler Südtirolerinnen und Südtiroler. „Und dass Tourismus nicht der Kernsektor Südtirols ist, sondern mit max. 15 Prozent des BIP deutlich hinter der Industrie rangiert, sei nur der Vollständigkeit halber in Erinnerung gerufen“, erklären Heiss, Dello Sbarba und Foppa abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen