Mit Pariser Vertrag vereinbar, auch Papst ist Mehrfachstaatsbürger

Südtirols Rechtsparteien verteidigen Doppelpass-Vorstoß

Freitag, 22. Dezember 2017 | 11:26 Uhr
Update

Bozen – Die Diskussion um den Doppelpass hält weiter an. Am gestrigen Freitag hatte der italienische Außenminister Alfano Österreich ersucht, sich an den Pariser Vertrag zu halten, während Senator Karl Zeller seinem österreichischen FPÖ-Kollegen Werner Neubauer Zündelei vorwarf. Nun kontern die deutschen Oppositionsparteien: Laut Landtagsabgeordneten Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) sei der Pariser Vertrag kein Hindernis, da dieser lediglich festschreibt, die Frage der Staatsbürgerschaft „im Geiste der Weitherzigkeit zu regeln“. Ein Rechtsgutachten der Universität Innsbruck stelle daher eindeutig fest, dass die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft für Süd-Tiroler mit dem Pariser Vertrag vereinbar ist.

Auch Papst ist Mehrfachstaatsbürger

Es sei notwendig, auf alle Polemiken und Falschbehauptungen unaufgeregt und sachlich zu antworten, da diese samt und sonders entkräftet und widerlegt werden können, so Knoll. Das Rechtsgutachten der Universität Innsbruck zeige eindeutig auf, dass der Vertrag von Saint-Germain, der Pariser Vertrag und das Unionsrecht der EU keine Hindernisse für die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft für Süd-Tiroler darstellen.

Italien sei auch selbst an seine großzügige Vergabe der italienischen Staatsbürgerschaft an Auslandsitaliener erinnert, für die Italien keinen anderen Staat um Erlaubnis gefragt hat. Prominentester Nutznießer dieser italienischen Staatsbürgerschaftsvergabe sei niemand geringeres als Papst Franziskus, der in Argentinien geboren wurde und aufgrund der italienischen Abstammung seiner Eltern somit nicht nur die argentinische, sondern auch die italienische und die vatikanische Staatsbürgerschaft besitzt.” Papst Franziskus ist somit Dreifachstaatsbürger und als Ponitfex leuchtendes Beispiel dafür, dass Doppelstaatsbürgerschaften die Gesellschaft nicht spalten, sondern Brücken über Staatsgrenzen hinweg bauen”, so Knoll.

Von Ach: „Zellers Aussagen zu Doppelpass inakzeptabel“

Der freiheitliche Generalsekretär Florian von Ach weist die Aussagen des römischen Senators Karl Zeller in der gestrigen „Neuen Südtiroler Tageszeitung“ entschieden zurück. „Man kann nur den Kopf schütteln ob solcher Provokationen: Wohl aus Frust, dass nun ein historischer Schritt für Südtirol von Menschen umgesetzt wird, die nicht nur reden, sondern auch handeln, vergreift sich Senator Zeller klar im Ton“, so von Ach in einer Presseaussendung.

„Dem FPÖ-Südtirolsprecher Werner Neubauer ‘Zündelei’ vorzuwerfen und sogar eine Art ‘Einreiseverbot’ für ihn zu fordern, macht von Ach fassungslos. Hier spricht der Neid derer, die hofften, der Doppelpass möge niemals kommen – so wie man wohl hofft, weder Vollautonomie noch Selbstbestimmung mögen jemals kommen. Werner Neubauer hat mit seinem unermüdlichen Einsatz bewiesen, dass man auch große Projekte erfolgreich zum Ziel führen kann. Ihm gebührt unser Dank, nicht polemische Kritik”, ärgert sich von Ach.

“Zudem sollte sich Senator Zeller fragen, ob er der Sache einen guten Dienst leistet, wenn er all diejenigen, die sich für den Doppelpass einsetzen, als ‘Zündler’ brandmarkt. Sollte nicht gerade er als Vertreter der Regierungspartei de-eskalierend auf die italienischen Scharfmacher einwirken, die eine legitime Forderung mit nationalistischen Argumenten zu desavouiren zu versuchen?”, fragt von Ach polemisch.

 

 

 

Von: mho