Von: APA/dpa
Carlos Alcaraz steht zum dritten Mal in Folge im Finale der All England Tennis Championships in Wimbledon. Der spanische Weltranglisten-2. besiegte am Freitag im Halbfinale den als Nummer fünf gereihten US-Amerikaner Taylor Fritz 6:4,5:7,6:3,7:6(6) und geht mit erst 22 auf den Wimbledon-Hattrick und seinen insgesamt sechsten Major-Titel los. Sein Gegner war im Anschluss schnell ermittelt, denn der topgesetzte Jannik Sinner ließ Novak Djokovic beim 6:3,6:3,6:4 keine Chance.
Alcaraz hatte da weit mehr zu tun. “Es war ein wirklich schwieriges Match wie immer gegen Taylor. Ich bin sehr glücklich. Es ist nicht einfach mit dem Druck in einem Semifinale umzugehen, auch als Taylor im vierten Satz bei 6:4 im Tiebreak auf den Satzausgleich aufgeschlagen hat”, zeigte sich Alcaraz nach seinem dritten Sieg im dritten Duell mit Fritz erleichtert. Der French-Open-Sieger hat nun schon 24 Matches in Folge gewonnen.
Alcaraz sah kein spannendes zweites Halbfinale
Fritz hätte den Favoriten in einen fünften Durchgang zwingen können. Doch Alcaraz behielt die Nerven, wehrte diese Chancen ab und nutzte gleich seinen ersten Matchball zum 8:6 im Tiebreak und damit zum Sieg nach 2:49 Stunden. Vor den Augen von u.a. den Schauspielstars Leonardo DiCaprio und Rami Malek entwickelte sich ein weiteres hochklassiges Match. Alcaraz schwächelte nur im Finish des zweiten Satzes.
An das Finale wollte Alcaraz zunächst noch gar nicht denken, meinte er im Court-Interview. “Ich möchte den Moment genießen und werde mir so viel wie möglich vom Halbfinale anschauen”, sagte er lächelnd. Sinner gegen Djokovic, das sei eines der aufregendsten Duelle, das es im Moment auf der Tour zu sehen gebe.
Sinner gegen Djokovic ungefährdet
An diesem Tag allerdings nicht: Beide Spieler waren ja wegen Blessuren mit gewissen Fragezeichen ins Match gegangen. Doch der Weltranglisten-Erste aus Südtirol, der wieder einen “Ellbogen-Sleeve” trug, war auf dem Weg in sein erstes Wimbledon-Finale von Beginn an ungefährdet, während der Traum des bereits 38-jährigen Serben vom 25. Rekord-Major-Titel immer unrealistischer wird. Denn gerade in Wimbledon hatte man dem “Djoker” noch die größte Chance zugestanden. Mit zwei Breaks im ersten Satz und einem im zweiten war die 2:0-Satzführung schnell hergestellt. Im dritten Durchgang blitzte bei Djokovic sein Killerinstinkt noch einmal auf, als er eine kurze Schwächephase Sinners zum Break und zur 3:0-Führung nutzte. Doch dann spielte nur noch Sinner und nach nur 1:55 Stunden war das Aus von Djokovic perfekt.
Nachdem Djokovic unter dem Jubel der Fans vom Platz gegangen war, konnte Sinner sein Glück kaum fassen. “Toll, ich kann es nicht glauben. Ich habe das Turnier immer als Kind beobachtet im Fernsehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier einmal ins Finale einziehen kann”, freute sich der Südtiroler. Er habe sehr gut serviert, sich gut gefühlt und sich auch viel besser bewegt. Für Sinner war klar, dass Djokovic nach seinem Malheur beim Matchball im Viertelfinale (ein schmerzhafter Ausrutscher, Anm.) nicht ganz auf der Höhe war. “Er war ein bisschen verletzt und war in einer sehr schwierigen Situation. Ich habe versucht, ruhig zu bleiben.”
Wiederholung des Finalklassikers von Paris
Erst als fünfter Spieler seit 1995 nach Roger Federer, Rafael Nadal, Djokovic und Andy Murray hat es Sinner nun bei allen vier Majors ins Endspiel geschafft. “Das ist ganz gute Gesellschaft”, scherzte Sinner. “Es zeigt, dass ich als Spieler auf allen Belägen wachse. Vor fünf Jahren konnte ich mich auf diesem Belag gar nicht wirklich gut bewegen.”
5:29 Stunden hatte das epische Finale bei den French Open zwischen Sinner und Alcaraz gedauert, dass der Spanier dann hauchdünn für sich entschied. Was man sich davon erwarten könne? “Ich weiß es nicht”, sagte Sinner lächelnd. “Wir haben das letzte Finale gesehen, man weiß nie. Es ist eine große Ehre, wieder den Platz mit Carlos zu teilen. Er ist einer der Spieler, zu denen ich aufschaue. Hoffentlich wird es ein gutes Match. Ob es besser werden kann? Ich glaube nicht, dass das möglich ist.”
Djokovic plant Wimbledon-Rückkehr mit 39
“Ich will definitiv mindestens noch einmal zurückkommen.” Diese Aussage von Djokovic nach seinem Aus werden Tennis-Fans gerne hören. Nach der Dreisatz-Niederlage gab er zu, dass es kein schönes Gefühl auf dem Platz gewesen sei, wollte aber keine Details zu seiner Verletzung preisgeben. “Er ist im Finale, er war zu stark”, meinte der siebenmalige Wimbledon-Gewinner sportlich. Djokovic hatte diese Saison immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Bei den Australian Open musste er im Halbfinale gegen Alexander Zverev aufgeben. “Es ist kein Pech, es ist einfach das Alter, der Verschleiß”, sagte der Serbe. “Wenn ich frisch und fit bin, kann ich noch sehr gutes Tennis spielen.”
Bisher erreichte Djokovic das Halbfinale bei jedem Grand-Slam-Turnier dieser Saison. “Aber dann muss ich gegen Sinner oder Alcaraz spielen. Diese Jungs sind fit und jung”, sagte er. “Für mich fühlt es sich so an, dass ich in diese Matches mit halb leerem Tank gehe.”
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