Von: pf
Berlin – Mit dem Hund Gassi zu gehen ist in Berlin lebensgefährlich geworden. Ein Hundehalter war vor zwei Wochen mit seinem Hund auf dem Hof eines Industriegeländes in Berlin Schöneberg unterwegs, als er einen Knall hörte. Ein Geschoss flog knapp an ihm vorbei und schlug in einem Laternenmast ein.
Der Vorfall ereignete sich um 20.30 Uhr, es war also schon dunkel. Der Spaziergänger ist wohl vor Schreck fast gestorben, als er aus der Dunkelheit heraus beschossen wurde. Er bemerkte eine Gruppe von jungen Leuten und sah eine Art Kanone. Schnell rief er die Polizei.
Die Beamten haben nicht schlecht gestaunt, als sie am “Tatort” eintrafen. Was sie dort fanden, haben sie vor Kurzem auf Facebook gestellt, mit der Bildunterschrift: “Unter aller (Kokosnuss-) Kanone”:
https://www.facebook.com/PolizeiBerlin/posts/660615920789182
Eine Gruppe von Studenten und Künstlern hatte eine Art Druckluftkanone gebaut, mit der sie Kunst-Kokosnüsse verschießen konnten. Eine davon hätte den Hundehalter fast getroffen. Den Metall-Lauf der Kanone haben sie mit Pappmache umwickelt, er sollte nämlich aussehen wie der Stamm einer Kokospalme.
Ein 23-Jähriger eröffnete den Polizisten, das Geschütz sei ein Kunstwerk. Der Schweizer Künstler Julien Charriére hatte die Kanone entwickelt, zwei Monate lang hat er an der zwei Tonnen schweren Kanone gebastelt. Statt normaler Munition sollte sie aber Kokosnüsse verschießen. Die Kanone war für die Antarktische Biennale bestimmt, einem Kunstfestival am Südpol, das vom 17. bis zum 18. März stattfindet. Der 23-jährige Assistent des Künstlers hatte die Kanone bei einem Atelier im Industriegelände aufgebaut, um sie zu testen. Sie sollte am gleichen Tag in die Antarktis geliefert werden.
Obwohl der Assistent von Charriére der Polizei mit Dokumenten beweisen konnte, dass es sich dabei wirklich um ein Kunstprojekt handelt, wurde die Kanone beschlagnahmt. Mit einem Kran musste sie aus dem Atelier gehoben werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Verstoß gegen das Waffengesetz.
“In dem Kunstprojekt steckt sicher viel Kreativität”, gibt die Polizei Berlin in ihrem Posting zu. Die Beamten sind aber schockiert über den Leichtsinn der Künstler: “An eine Absperrung oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen hatte man jedoch leider nicht gedacht.” Außerdem: “Es fehlte nicht viel und der Hundehalter wäre an diesem Abend nicht nur mit dem Schrecken davongekommen.”