Von: ka
Accra – Eine schier unglaubliche Fälschergeschichte, dessen Eingestehen für das US-Außenministerium äußerst unangenehm war, erreicht die amerikanische und europäische Öffentlichkeit aus dem fernen Accra, der Hauptstadt des afrikanischen Staates Ghana.
Wie das State Department der USA berichtet, befand sich in Accra ein Gebäude, vor dem an drei Vormittagen die Woche die amerikanische Flagge gehisst wurde. Um den fälschlichen Eindruck zu erwecken, dass es sich um eine offizielle Botschaft handelt, wurden mehrere Schilder angebracht und ein Porträt von Präsident Barack Obama an die Wand gehängt. Angesichts des heruntergekommenen Gebäudes und der fehlenden Sicherheitsmaßnahmen hätte eigentlich klar sein müssen, dass es sich bei diesem Ort um keine US-Botschaft handeln kann, zumal die echte Botschaft – ein elegantes, weißes Haus im Villenviertel der Hauptstadt – sich fast nebenan befindet.
Allerdings war es an der echten Botschaft sehr schwierig, die begehrten Visa für die USA zu erhalten. An der Fake-US-Botschaft konnte hingegen gegen Geld jedem geholfen werden. Gegen eine „Gebühr“ von 6000 Dollar erhielten die „Antragsteller“ entweder gefälschte, aber täuschend echt aussehende Pässe und Visa für die USA und dem europäischen Schengenraum oder praktisch echte Dokumente. Letzteres war nur möglich, weil die Bande, die sich aus ghanaischen und türkischen Betrügern zusammensetzte und deren Mitglieder ein ausgezeichnetes Englisch und Niederländisch sprachen, über echte Blankodokumente verfügte. Hinter den eigentlichen Passfälschern stand zudem ein ganzes Netzwerk aus korrupten Beamten, die entweder wegsahen und den Betrug deckten, oder für Nachschub an weißen, noch auszufüllenden Dokumenten und Visa sorgten.
Das betrügerische Treiben soll sich so über mindestens zehn Jahre hingezogen haben. Die Fälscher und ihre Helfershelfer machten in halb Westafrika Werbung für ihren „Service“ und boten sogar All-Inklusive-Busreisen mit Pass und Visa sowie Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe der „US-Botschaft“ an. Dank des guten Marketings der Fälscher und der praktisch echten Visa erfreute sich die Botschaft vieler Kunden, sodass an den Öffnungstagen die Schlange vor dem Gebäude nie abriss.
Erst als das US-Außenministerium einen vertraulichen Hinweis erhielt und daraufhin eine große Sicherheitskontrolle durchführte, wurde den Fälschern das Handwerk gelegt. Die Ermittler stellten insgesamt 150 Pässe aus einem Dutzend Länder sicher. Bei den Durchsuchungen flog auch eine falsche Botschaft der Niederlande auf und es wurde auch eine Wohnung ausfindig gemacht, in der die Pässe gefälscht wurden. Allerdings konnten sich viele Verdächtige der Verhaftung durch Flucht entziehen.
Heute gehen die amerikanischen und ghanaischen Behörden davon aus, dass im Rahmen der jahrelangen „Tätigkeit“ des Betrugsringes Tausende gefälschte Pässe ausgestellt wurden, wobei heute kaum mehr nachvollzogen werden kann, welche Visa echt und welche gefälscht sind. Viele Einreisewillige mit gefälschten, aber von den echten kaum zu unterscheidenden Pässen haben vermutlich auch ihren Weg nach Europa gefunden.