Die Band um Sängerin Serena Cherry geht den nächsten Schritt

Metalband Svalbard funktioniert “noch direkter als früher”

Samstag, 07. Oktober 2023 | 07:05 Uhr

Svalbard gehen den nächsten Schritt: Nach mehreren EPs sowie drei Alben bei kleineren Labels ist die britische Metalband mittlerweile beim Szeneriesen Nuclear Blast untergekommen und hat gerade das Album “The Weight Of The Mask” veröffentlicht. Die typischen Merkmale im Sound haben sich zwar nicht verändert, allerdings wurde die Gewichtung etwas verschoben. “Die harten Sachen sind härter, die melodischen Sachen melodischer geworden”, bestätigte Sängerin Serena Cherry.

Sie ist gemeinsam mit Liam Phelan neben dem Gesang auch für die Gitarrenarbeit zuständig, während das Duo Mark Lilley (Drums) und Matt Francis (Bass) das Rhythmusfundament bilden. Die bereits im Frühjahr ausgekoppelte Single “Eternal Spirits” versprach viel vom Nachfolger der sehr variantenreichen 2020er-Platte “When I Die, Will I Get Better?”. “Es gibt viele Elemente bei den neuen Songs, die noch direkter funktionieren als früher”, versuchte sich Cherry im APA-Interview an einer Einordnung. Die Gegensätze stehen sich diesmal vielleicht noch klarer gegenüber, hier die harte Kante wie im Opener “Faking It”, dort atmosphärische Stücke wie “November” oder “How To Swim Down”.

Trotzdem soll sich das vierte Album wie “ein Schlag in die Magengrube” anfühlen, schmunzelte Cherry. Klingt zwar nicht nett, stimmt aber insofern, als Svalbard in Sachen Intensität nur selten nachlassen. Das Tempo wird großteils ziemlich angezogen, wobei etwa “Lights Out” mit reichlich rhythmischer Akzentuierung aufwartet. Insgesamt scheint die Metalschlagseite der auch in Shoegaze und Posthardcore versierten Band nun etwas stärker ausgeprägt zu sein. Unbedingt einfacher machen es Svalbard der Hörerschaft damit allerdings nicht, nach wie vor ist das Quartett ziemlich anspruchsvoll und vor allem Haken schlagend unterwegs.

Vielleicht ist auch der Entstehungsprozess ein Grund dafür: “Wir haben deutlich mehr diskutiert als früher”, überlegte Cherry. Nach der Coronapandemie, als man sich lange nicht persönlich sehen konnte, galt es erst wieder in den passenden Arbeitsmodus zu finden. “Andere Bands schicken sich vielleicht ihre Ideen auf digitalem Weg, aber so funktionieren wir nicht. Wir schreiben einfach in einem Raum, aus einem Jam entstehend. Und wie beim Livespielen musst du auch solche Dinge üben, sonst rostest du ein. Es hat also ein wenig gedauert. Möglicherweise sind wir aufgrund der neuen Situation einige Songs auch zu verkopft angegangen. Manche Ideen fanden gar nicht den Weg aufs Album, obwohl wir Monate daran gefeilt haben.” Der Prozess sei nicht der glatteste gewesen, “aber wir sind dort angekommen, wo wir hin wollten”.

Ein weiterer Unterschied zu früheren Veröffentlichungen ist die inhaltliche Ausrichtung der Texte. Cherry galt schon immer als Songwriterin, die gerne gesellschaftspolitische Themen aufgriff. Stücke wie “Click Bait” oder “Revenge Porn” sprachen eine deutliche Sprache, forderten aber auch Tribut. “Es ist ein eigenartiges Gefühl, weil die Leute quasi dein Tagebuch lesen”, kommentierte Cherry diese sehr persönliche Komponente. “Ich schreibe eben üblicherweise über Dinge, die mich persönlich betreffen. Alles, was dich so wütend werden lässt, dass du beinahe die Kontrolle verlierst, bringst du in die Texte. Das ist aber gerade live mitunter schwierig und emotional sehr erschöpfend.” Nicht immer lasse sich somit eine negative Erfahrung in etwas positives umdrehen. “Du verlierst dann den kathartischen Moment.” Für die neuen Songs wollte sie deshalb “mein Herz weniger auf der Zunge tragen”.

Sie sei aber nach wie vor sehr stolz auf ihre Texte und “auf das, was sie bei unseren Fans auslösen. Oft werde ich nach den Konzerten darauf angesprochen. Andererseits musste ich lernen, dass ich nicht immer so weit gehen darf. Es gibt ja diese Erwartung, dass du als Künstlerin für deine Kunst leiden musst. Mir war diesmal wichtig zu bestimmen: Womit fühle ich mich auf der Bühne wohl? Worüber will ich in den Interviews sprechen?” Nicht zuletzt bedeutete ein Deal mit Nuclear Blast (“Ein Traum, der wahr geworden ist”) natürlich auch Druck. “Es war einfach eine Lernkurve für uns, um uns diesen Herausforderungen zu stellen.” Die neun neuen Songs beweisen aber: Svalbard haben auch diesen Berg erklommen.

 

Von: apa